Respekt vor meinen/unseren Grenzen ...

                                                                                                                                                                                                    Hast du schon einmal erlebt, dass jemand deine Grenzen überschritten hat? Sei es durch Unachtsamkeit oder durch unfaires oder unangemessenes Verhalten. Oder auch einfach nur, weil dir jemand körperlich zu nahe gekommen ist, ohne dass du das wolltest.

Wir Menschen haben alle unsere Grenzen. Unsere Grenze ist unser persönliches Hoheitsgebiet. Und wir allein bestimmen innerhalb dieses Hoheitsgebiets, was erlaubtes oder nicht erlaubtes Verhalten ist.

 

Sobald jemand unsere Grenzen verbal oder körperlich überschreitet, merken und fühlen wir das sehr direkt und sehr deutlich. Weil wir dann unangenehm berührt sind, uns ärgern oder einfach nur in Stress geraten.

 

 

Wir haben alle andere Grenzen

Dabei hat natürlich jeder von uns andere Grenzen. Mir persönlich ist zum Beispiel zwischenmenschlicher Respekt recht wichtig und deswegen reagiere ich „angepisst“, wenn jemand mich oder jemand anderen respektlos behandelt. Viele meiner Freunde sind da in der Hinsicht eher entspannter. Das zeigt mir immer wieder, wie unterschiedlich wir doch alle sind.

Unsere Grenzen haben übrigens dabei nicht zwingend etwas mit der Unterscheidung zwischen dünnhäutig und dickhäutig zu tun. Dünnhäutige Menschen haben zwar meist engere Grenzen, die leichter zu verletzen oder zu überschreiten sind. Aber auch die meisten dickhäutigen Menschen haben ihre wunden Punkte, an denen man schnell zum Grenzüberschreiter wird, ohne es böse zu meinen, ja oft sogar, ohne es zu merken.

Was ich sagen will: Jeder von uns hat seine eigenen ganz speziellen Grenzen und zwei Menschen haben selten die gleichen.

Und weil wir hier alle so anders sind, kommt es auch ständig vor, dass wir versehentlich einen Schritt über die Grenze eines anderen Menschen tun. Oft passiert das, ohne dass wir es beabsichtigen, und sogar, ohne dass wir es bemerken.    

  

Die eigenen Grenzen bewusst machen

Wenn du deine Grenzen stärken möchtest, dann musst du dir erst einmal erlauben, überhaupt eine Grenze zu haben und diese auch zu schützen. Und die Voraussetzung dafür ist wiederum, die eigene Grenze genau zu kennen. Sonst passiert es schnell, dass man, ohne es zu merken, überrannt wird und dann erst im Nachhinein viel zu spät merkt, dass jemand unerlaubt in das eigene Hoheitsgebiet eingedrungen ist.        

R.Senftleben


Sich selbst Grenzen zugestehen, Konfliktbereitschaft lernen

                                                                                                                                                                                                         Die eigenen Grenzen zu kennen hilft einem schon mal einen Schritt weiter. Aber es reicht nicht. Man muss sich selbst auch erlauben, diese Grenzen einzufordern. Denn das ist dein gutes Recht. Jeder von uns hat das Recht auf seine Grenzen. Du. Ich. Und jeder andere auch. Jeder von uns hat ein Recht darauf, zu bestimmen, welches Verhalten er von anderen Menschen toleriert und welches Verhalten nicht.

Hier tun sich nicht wenige von uns schwer. Und nicht selten ist eine Selbstwertgeschichte dafür ursächlich. Wenn ich mich selbst als Mensch nicht genug akzeptiere, wichtig nehme und wertschätze, wie soll ich dann für mich und meine Grenzen einstehen?

Wenn ich andere Menschen wichtiger nehme als mich selbst, dann bewerte ich unbewusst ihre Freiheit des Handelns als wichtiger als mein Recht auf mein eigenes Wohl und meine Grenzen.

Aber meine allererste Aufgabe als „Ich“ ist es für mich und mein Wohl zu sorgen. Nicht falsch verstehen: Natürlich ist es auch wichtig, mich um die mir anvertrauten Schutzbefohlenen zu sorgen. Und Glück erlebt man ja oft auch eher im Dienst am anderen. Aber das kann ich ja nur, wenn ich selbst emotional und körperlich stabil und in Form bin. Deswegen muss ich mich zuerst immer erst einmal um mich selbst kümmern. Und das bedeutet wieder: Die eigenen Grenzen kennen und diese einfordern, wenn sie überschritten werden.

Deine Aufgabe ist es deswegen vielleicht hier, dein Selbstwertgefühl ein bisschen aufzupäppeln. In Kurzform bedeutet das: Mache Frieden mit dir und den Dingen, die du an dir vielleicht nicht leiden kannst. Beobachte dich selbst und entdecke, wo du dich selbst in Gedanken runtermachst und dir unschöne Botschaften sendest. 

Und dann kannst du auch bald sagen: Ich habe meine Grenzen und es ist absolut o. k., diese Grenzen einzufordern und notfalls auch zu verteidigen.

 


                                                                                                                                                              Um die eigenen Grenzen zu verteidigen muss man auch ein gewisses Maß an Konfliktbereitschaft mitbringen. Das heißt, du musst es dir selbst erlauben, in einen möglichen Konflikt reinzugehen und diesen auch auszuhalten.

Oft trauen wir uns das nicht, weil wir dann Angst haben, dass andere uns nicht mehr mögen. Aber paradoxerweise mögen und respektieren wir normalerweise andere Menschen, die freundlich, aber bestimmt sagen, was sie wollen und was sie nicht wollen.

Und mache dir immer klar: Es ist dein Recht einzufordern, was du brauchst. Und wenn dein Gegenüber darauf eingeschnappt oder aggressiv reagiert, dann bleibe möglichst ruhig und derem Wege durchsetzen kannst.

 

R.Senftleben


                                                                                                   

Und wenn jemand über lange Zeit überhaupt nicht bereit ist, deine Grenzen zu respektieren, dann ist auch die Frage erlaubt, ob dieser Mensch langfristig ein fester Bestandteil deines Lebens sein soll.

 

... ich denke nicht !